Nachdem Sina und Herbert eine ereignisreiche Zeit in Ambo und Alem Taferi/Toke Jaawee hatten, gibt es positive, stetige Entwicklungen.
Wir verbrachten 3 Wochen in Äthiopien, was eigentlich viel zu kurz ist um wirklich dort etwas bewegen zu können. Nichts desto trotz bekamen vor allem Sina, die das erste Mal mitreiste, einen Einblick in das Leben der Menschen in Ambo und Toke Jaawee.
Wir wurden herzlich aufgenommen und verbrachten dort eine wunderbare Zeit mit neuen, uns noch unbekannten Eindrücken.
Angekommen in Addis Abeba begaben wir uns direkt auf den Weg nach Ambo, das ca. 125km westlich von Addis liegt.
Hier verbrachten wir die erste Woche. In einem Gespräch mit Moroda Mossa (Board Ambo und Toke Jaawee) berichteten wir unser Anliegen, unsere Ideen und Ziele:
Elementary School "Hundee Guddina" in Ambo:
- Einrichten eines separaten Fachs, in dem die Kinder Handwork, wie z.B. Körbe flechten, Schulkleidung stopfen und Zeichnen lernen, da das Government dies nicht als separates Fach vorschreibt und es nicht auf dem Lehrplan steht, ist unsere Idee Handwork/Kunst als AG anzubieten, also freiwillig.
- die Schule individueller und schöner gestalten, indem wir große Holztafeln mit den Kindern bemalen und diese an die Außenfassade anbringen. Damit haben wir bereits angefangen, wie man auf den Fotos im Album sieht. Wir wollen, dass sich die Kinder mit der Schule identifizieren können und gerne zum Unterricht kommen.
- um mehr Interesse an der Schule zu wecken, ist Promotion wichtig. Pro Klasse ca. 20-25 Kinder, so hat die Schule mehr Einkommen und die Möglichkeiten unsere Anliegen zu realisieren sind besser, so könnte sich die Schule eventuell auch irgendwann alleine finanzieren.
- das Schulgelände besser nutzen und umgestalten. Momentan gibt es nur ein großes "Fussballfeld", welches den ganzen Schulhof ausfüllt.
Kinder, die nicht Fussball spielen, haben also keinen Platz für andere Spiele. Wir haben einen Plan entworfen, in dem der Schulhof effizienter genutzt wird. Da Fussball für die meisten Kinder am meisten Spaß bringt, wird das Feld natürlich beibehalten, nur etwas verkleinert. Yolantha und Sina haben schon vorhandene Basketballkörbe etwas aufgefrischt und wieder in die Reihe gebracht, es soll also zusätzlich Platz entstehen, um ein paar Körbe zu werfen.
Außerdem möchten wir Platz für einen Barren und eventuell einen kleinen Schwebebalken schaffen, so gibt es für die Kinder verschiedene Möglichkeiten sich in den Pausen und auch nach der Schule zu beschäftigen.
Hierfür muss eventuell auch der Boden geebnet werden.
- ein "Lunchhouse" soll entstehen, vor allem in der Regenzeit brauchen die Kinder einen Unterschlupf, um in der Pause an Tischen zu sitzen und zu essen.
- an Sitzgelegenheiten mangelt es überall, in Zukunft werden wir an die Wand Bretter anbringen, die als Bänke genutzt werden sollen.
- durch den Bau einer neuen Straße (Durchgangsstraße zur nächstgelegenen Stadt) wurde ein kleiner Teil des Grundstückes vom Government aufgekauft, genau darauf liegt die Toilette. Nun muss das Gebäude abgerissen werden und um ein paar Meter weiter versetzt werden.
Unser Plan ist daneben ein Wasserauffangfass in den Boden einzulassen, so entsteht eine neue Waschstelle mit 3 Wasserhähnen.
- die Fenster müssen vergrößert werden. Momentan sind die Fenster noch ziemlich klein, so kommt kaum Licht in die Klassenräume, das wollen wir ändern.
Das Problem dabei ist, dass die Kinder im Klassenraum durch Sportunterricht anderer Klassen leicht abgelenkt werden. Sinnvoll wäre es hier eine "Grüne Grenze" zu schaffen, also Pflanzen bis zur halben Fensterhöhe, so gestalten wir den Schulhof grüner und gleichzeitig den Unterricht besser.
- für den bereits gebauten Chemieraum haben wir ein Mikroskop aus Deutschland mitgebracht, hier fehlt es ebenfalls noch an Tischen und Bänken.
- außerdem wird dringend ein Lehrerzimmer benötigt, mit dem Bau soll noch dieses Jahr begonnen werden.
- die Lehrer müssen professioneller ausgebildet werden, das möchten wir mit unterstützen!
- Schulbücher: da das Government im letzten Jahr zweimal die Auflage geändert hat, gibt es keine aktuellen Schulbücher, für die höheren Klassen sind zum Teil gar keine Bücher vorhanden. Da wir Bücher als mit am wichtigsten erachten, haben wir die neuen Auflagen für die Bibliothek sofort besorgt.
Der Weg nach Toke Jaawee:
Nach der Woche in Ambo haben wir uns auf den Weg nach Toke Jaawee gemacht, das ca 350km westlich von Ambo liegt.
Aufgrund der Straßenverhältnisse haben wir für den Weg 3 Tage gebraucht.
Der Weg dorthin war eine wirklich anstrengende und ereignisreiche Reise. Mehrere Stunden in einem viel zu überfüllten Bus, man bekam kaum Luft, es war heiß und super laut. In Äthiopien ganz normal, in Deutschland in dieser Form kaum zu denken!
Toke Jaawee ist momentan leider nur zu Fuß zu erreichen. Eine befahrbare Straße existiert noch nicht.
Daher verbrachten wir zuerst eine Nacht in Alem Taferi bei Jabesa (ein Priester aus Toke Jaawee, welchem die evangelische Kirche Zornheim die Ausbildung finanzierte).
Jabesa ist in Toke Jaawee aufgewachsen und fühlt sich dadurch auch mitverantwortlich für unser Projekt. Er gehört mit zum Board und ist unser Hauptansprechpartner, wenn es um die Schule und den Straßenbau in Toke Jaawee geht.
Mit ihm und noch 3 anderen Männern aus Toke machten wir uns nächsten Tag auf den Weg dorthin.
Mit einem Laster konnten wir einige Kilometer mit nach Lelo (Dorf zwischen Alem Taferi und Toke) genommen werden. Lelo ist ein sehr kleines Dorf, hierhin besteht eine Straße, sehr schlecht befahrbar, aber immerhin eine Straße.
Von dort aus machten wir uns zu Fuß weiter auf den Weg. Ziemlich anstrengend für uns schon mit einem kleinen Rucksack, die Äthiopier hingegen schleppten eine Matratze (extra für uns!) und Taschen ohne Pause, ganz einfach den Berg hoch.
Nach 2 Stunden endlich angekommen und völlig k.O. wurden wir wirklich sehr herzlich empfangen, obwohl die Kinder sehr, sehr schüchtern waren, kein Wunder, wenn man das erste Mal einem weißen Mensch begegnet und dann gleich noch 2-en gleichzeitig!
Nach reichlich Injera gründeten wir abends ein Board, welches sich mit dem Government auseinandersetzen soll, was den Straßenbau nach Alem Taferi betrifft. Um die Schule ausbauen zu können, benötigen wir das Material, wie z.B. Zement, viel zu viel um alles den langen Weg zu Fuß zu transportieren. Die Straße würde uns so zugute kommen und den Bauprozess der Schule vorantreiben.
Die "Moroda-Mossa" Schule muss vergrößert werden, 80 Kinder in einem 25qm Raum, der auch noch viel zu dunkel ist, ist kein Zustand.
Hier fehlt es an so vielen Dingen, Elektrizität, einem Brunnen etc. Nach und nach möchten wir die Situation bessern, der erste Schritt hierzu wäre der Straßenbau.
Die vorhandenen Gebäude müssen unbedingt nachgebessert werden, bei Regen dringt Wasser in die Klassenräume. Es fehlt außerdem hier komplett an Tischen und Bänken, ein WC mit Eimer und Wasser, Büchern, Hefte, Papier, Stifte, Bälle etc. Wie man sieht hier fehlt es an allem!
Das für uns momentan wichtigste ist die Kommunikation mit dem Board in Ambo, sowie in Toke Jaawee.
Die Internetverbindung in Äthiopien ist relativ schlecht bis gar nicht ausgebaut. Ambo ist zivilisierter, hier gibt es bereits ein Internetcafé, dadurch können wir Kontakt aufnehmen, leider ziemlich langsames Internet, aber besser als Briefkontakt. Zu Toke allerdings besteht so gut wie keine Verbindung, daher ist es für uns ziemlich schwer von Deutschland aus Informationen zu bekommen.
Wie man sieht, ist das alles eine ziemlich schwere Lage, wir tun unser Bestes möglichst viel von Deutschland aus zu organisieren, aber vor Ort kann man natürlich viel mehr bewirken, daher versuche Ich alle halbe Jahre nach Äthiopien zu reisen.
Im August bin ich wieder Vorort und tue mein Bestes beide Projekte so gut es geht voranzutreiben.